Stiftungsgeschichte
Die Unterhospitalstiftung der ehemals freien Reichsstadt Memmingen betreibt seit dem 13. Jahrhundert Krankenhäuser, Altenheime, Kindergärten und gibt Zuwendungen an bedürftige Bürger der Stadt. Wahrscheinlich schon im 12. Jahrhundert hatten die Memminger Bürger ein Spital bruderschaftlich betrieben. Es war vor dem damaligen Kalchtor, also erst außerhalb der Stadtmauern errichtet, betreute Pilger und diente dann „armen Dürftigen", während für die Memminger Bürger innerhalb der Stadt bereits zwei Spitäler zur Verfügung standen. Durch die erste Stadterweiterung etwa Mitte des 13. Jahrhunderts, bei der das ganze Kalchviertel ummauert wurde, war das Spital aber bald innerhalb der Stadt angesiedelt. Seine formale Begründung erhielt die Unterhospitalstiftung mit einer Zustiftung Heinrich von Weißenhorns (einem dem staufischen Königshaus nahe stehenden Grafen). Dieser stattete es mit hinreichend Grundbesitz aus und stiftete auch einen Altar und ein Meßbenefizium in das Spital -seinem Geschlecht zur Ehre, seiner Seele zur Beruhigung- und übergab das Spital dem Orden vom Heiligen Geist. Aufgrund des Kreuzes mit zwei Querbalken, welches die Ordensbrüder auch auf ihren schwarzen Kutten trugen, waren sie in Memmingen bald als die „Kreuzherren" bekannt. Weil die Mönche im oberen Teil des Klostergebäudes wohnten, während das eigentliche Spital im unteren war, unterschied man zwischen einem Ober- und Unterhospital.
Im 14. und 15. Jahrhundert wurde die Unterhospitalstiftung zu einem großen Wirtschaftsunternehmen, das zur Stadt schon fast in Konkurrenz stand. Man beschäftigte eigene Handwerker, Angestellte und natürlich landwirtschaftliche Arbeiter. In dieser Zeit entstand ein „Kindshaus", ein „Seelhaus"(später Alterspfründe), die „Kindbettstuben", ein „Narrenhaus" und ein „Blatternhaus" (für ansteckende Krankheiten). Der Reichsstadt selbst wurden dadurch viele soziale Aufgaben abgenommen.
Im Laufe der Jahrhunderte hat die Unterhospitalstiftung aber auch viele Krisen überstehen müssen. Verluste durch Inflation, Kriege, Währungsumstellung und ideologische Änderungen der Stiftungssatzung um 1942. Was sich aber durch alle Krisen bis heute wie ein roter Faden durch die Stiftungsgeschichte zieht, ist der Stiftungszweck hinter der Unterhospitalstiftung. In der letzten Fassung von 2012 ist folgender Zweck noch immer festgelegt:
- Unterhaltung und Betrieb des Altenheims Bürgerstift,
- sowie der Kindergärten Stadtweiherstrasse, Wartburgweg ,der Kinderhorte Zollergarten und Edith-Stein-Schule und Kinderkrippe Stebenhaberstrasse.
- Zuwendungen an alte, arbeitsunfähige, bedürftige Einwohner der Stadt Memmingen, sowie für kinderreiche, bedürftige Familien und Alleinerziehende, einschließlich Mittagsbetreuung in Kinderhorten und Kindergärten.
Krankenpflege und Krankenfürsorge.
Stiftungen sind keine Relikte vergangener Zeit, sondern die Chance zu innovativem sozialen Engagement und zukunftsorientierter Gestaltung der Gesellschaft außerhalb staatlicher und politischer Einflüsse. Stifter geben damals wie heute ein Beispiel für verantwortliches Handeln im demokratischen Staat. Zudem ermöglicht es dem Stifter dauerhaft einen von ihm bestimmten Zweck zu verfolgen, denn Stiftungen sind für die Ewigkeit angelegt. Neben dem Wunsch eine gute Sache zu fördern, sprechen handfeste Steuervorteile für die Überlegung zu stiften, zuzustiften oder zu spenden. So sind Stiftungen von Erbschafts- und Schenkungssteuer befreit. Erben, die sich binnen zweier Jahre nach Erhalt des Nachlasses dazu entscheiden, einen Teil zu stiften, erhalten bereits bezahlte Erbschaftssteuer sogar zurück.